Das Theater Laboratorium



 

Barbara Schmitz-Lenders und Pavel Möller-Lück lernten sich vor über 30 Jahren an der Hochschule für Musik und Darstellende Kunst in Stuttgart kennen. Es war der neu etablierte Studiengang „Figurentheater“ der beide zusammenbrachte. Ausgestattet mit Stipendien der Baden-Württembergischen Kunststiftung entstand ein Freiraum für die Suche nach einem individuellen Weg.

Nach Tourneen durch zahlreiche Länder führte sie ihr Weg schließlich nach Oldenburg. In der ehemaligen Isolierbaracke des Peter Friedrich Ludwigs Hospitals fanden sie 1995 mit Hilfe der Stadt Oldenburg und des Landes Niedersachsen schließlich ein festes Haus für ihr Theater.

Der „skandinavische Charme“ des Gebäudes hatte es den beiden Puppenspielern sofort angetan. Dennoch gehörten eine große Portion Mut, Idealismus und nicht zuletzt künstlerisches Selbstbewusstsein dazu, in Zeiten von gekürzten Subventionen ein neues Theater zu eröffnen. Dabei war es das Ziel, neben dem bereits sehr erfolgreich laufenden Theater für Kinder, einen Spielplan für Erwachsene zu etablieren. In einer Mischung aus Elementen des Schauspiels und des Figuren- und Objekttheaters entstand eine ganz eigene Atmosphäre, die ein Publikum weit über Oldenburgs Grenzen hinaus in ihren Bann zog. Mit jährlich über 30.000 Zuschauern avancierte das Haus schnell zum erfolgreichsten Privattheater in Niedersachsen. Dreizehn Jahre befand sich die Spielstätte des Theater Laboratoriums in der Wilhelmstraße 13. Viele Premieren wurden dort gefeiert, wovon einige Stücke noch heute im Spielplan zu finden sind.

Aufgrund des großen Publikumszuspruchs zog das Laboratorium 2008 in eine größere Spielstätte um. Nach einer dreijährigen Sanierung konnte die ehemalige erste Turnhalle des Oldenburger Turnerbundes von 1869 als Theater eröffnet werden. Die Sanierung wurde in behutsamen Schritten im Sinne des Denkmalschutzes und des Geistes eines Veranstaltungsortes, der entdeckt werden will, durchgeführt. Das „neue“ Laboratorium bietet verfügt nun über 182 Sitzplätze und spielt pro Jahr circa 250 Vorstellungen, wodurch sich die Besucherzahl auf knapp 45.000 erhöht hat.

Das Theater Laboratorium hat sich dem Figurentheater verschrieben, arbeitet aber auch mit Mitteln des Objekttheaters und Elementen des klassischen Schauspiels. In den vergangenen Jahren wurden für die Inszenierungen auch verstärkt neue Medien, wie beispielsweise Videomapping, genutzt. Inhaltlich werden im Team zeitgenössische Adaptionen erarbeitet, aber auch zunehmend eigene Stücke geschrieben, wie beispielsweise „Der Mann der niemals weinte“ oder „Dieser Tag ein Leben“. Im Spannungsfeld zwischen clownesker Leichtigkeit und osteuropäisch geprägter Melancholie entsteht eine eigene Welt des Betrachtens.

„Ich bin klein aber wichtig“ ist der Titel eines Films über den polnischen Kinderarzt, Schriftsteller und Pädagogen Janusz Korczak. In der Inszenierung „Wenn ich wieder klein bin - Eine Erinnerung an Janusz Korczak“ beschreibt das Theater Laboratorium den Lebensweg dieses außerordentlichen Mannes. „Ich bin klein aber wichtig“ ist gleichsam auch die Philosophie des Theaters, das sich als Anwalt für die kleinen Momente sieht, die kleinen Gesten, die kleinen Dinge, die das Große beinhalten. Es war ihm von jeher ein großes Anliegen für die Notwendigkeit eines Kindertheaters zu kämpfen. Eines, das keine Themen ausklammert, sondern Wege und Worte für eine Auseinandersetzung sucht. Krampfhaften Bemühungen etwas vermitteln zu müssen, pädagogischen Ansprüchen gerecht zu werden oder vorformulierte Erkenntnisse bestätigt zu sehen, wollte es nicht entsprechen. Ehrlich will es sein, nicht aufgesetzt. Schließlich ist Spiel etwas Elementares im Leben der Kinder und eines Theaters.